Sicher kommt meist zusammen, dass es Westler sind, die in den Chefetagen im Fernsehen sitzen, aber ich denke, entscheidender ist, dass die Redakteure zu jung sind und für sie daher alles wie ne Serie aus der Steinzeit wirkt. Und da ohnehin (zur Zeit) der Quotenterror regiert, gibt es kaum Spielraum, mal etwas auszutesten, was man schon oft sehr deutlich gemerkt hat.
So wurde beispielsweise das "Krankenhaus am Rande der Stadt nach 20 Jahren" von einer eigentlich guten Sendeplatzierung Sonnabend nachmittag nach nur vier Folgen irgendwo nach Mitternacht hin verschoben. Man hat da einfach Angst und keine freie Hand zu experimentieren. Oder aber nicht zu experimentieren und einfach mal eine Serie ohne Rücksicht auf Verluste (im positiven Sinne) zu zeigen.
Sicher, es sitzen viele Westler in den Chefetagen, aber würde ein DDRler wagen, die Serien zu zeigen, bekäme er auch Ärger, auch von DDRlern. Ich habe 2000 mal von einem DDR-Kinderfilmtag beim Kika gehört, wo die Redakteure regelrecht beschimpft wurden (und mit Sicherheit auch von DDRlern), wie sie denn so was ausstrahlen könnten. Zwar hat es noch nicht solche Ausmaße angenommen wie in Tschechien, wo der Intendant 1999 bei der Ausstrahlung von Major Zeman Mordrohungen bekam, aber seit diesem Zeitpunkt (Kinderfilmtag) merkt man im Kika, wie das DDR-Kinderfilmfernsehprogramm zurückgeschraubt wurde. Während dort 1997 noch relativ viel auch Material mit DDR-Bezug gezeigt wurde, ist es heute fast ausschließlich auf Märchen reduziert.
Ernsthaft frage ich mich, wer so dumm ist, sich wegen Fernsehserien zu Beleidigungen und Beschimpfungen hinzureißen oder wer so dumm ist, zu glauben, dass eine Wiederausstrahlung einer Fernsehserie die Leute wieder zum Sozialismus (was auch immer das ist) bringen würde, sie sozusagen nur verführen würde.