Ich - Axel Cäsar Springer
Deutscher Fernsehfunk 1968 / 1970
1. Teil (1912 - 1946): “Vom schweren Anfang” (Regie: Helmut Krätzig)
2. Teil (1946 - 1949): “Männer werden gemacht” (Regie: Ingrid Sander)
3. Teil (1949 - 1953): “Seid nett zueinannder” (Regie: Achim Hübner)
4. Teil (1957 - 1960): “Der gemachte Mann” (Regie: Achim Hübner)
5. Teil (1960 - 1968): “Der Königsmacher” (Regie: Achim Hübner)
Horst Drinda (Axel Cäsar Springer), Heinz Scholz (Karl Voß), Herwart Grosse (Otto Finke), Wolf Kaiser (Lucian Alsen), Otto Mellies (Horst-Eberhard Alsen), Irma Münch (Rosemarie Alsen), Wolfgang Greese (Lorenz), Norbert Christian (Vater Springer), Irene Korb (Mutter Springer), Dietrich Körner (Vaddi Hoffmann), Annekathrin Bürger (Kathrin-Brigitte), Hanns Anselm Perten (Hans Zehrer), Erik S. Klein (Franz Josef Strauß), Marianne Wünscher (Antje Broschek), Ekkehard Schall (Hermann Josef Abs), Günter Grabbert (Menne), Herbert Köfer (Axel Eggebrecht), Alfred Struwe (Berthold Beitz), Wolfgang Dehler (Henri), Walter Jupè (Ullstein) Hans-Peter Minetti (Howard Hughes) Horst Hiemer (Herbert Wehner) u.v.a.
Der Film schildert den Aufstieg des 1912 in Altona geborenen Axel Cäsar Springer vom Sohn eines mittelständischen Druckers und Verlegers zum beherrschenden Pressemagnaten der Bundesrepublik Deutschland.
Was an diesem Film Fiktion, Realität oder Halbwahrheit ist, möchte ich mangels ausreichendem Hintergrundwissen nicht beantworten, doch unterhält dieser Fünfteiler auf ganz ausgezeichnete Weise.
Dazu tragen in erster Linie die Darsteller bei, wobei die Besetzungsliste deutlich macht, dass nahezu alles, was in der damaligen DDR Rang und Namen hatte, in diesem Film mitwirkte.
Horst Drinda, der später in der wohl berühmtesten DDR-Fernsehserie “Zur See” als Kapitän Hans Karsten mit väterlicher Warmherzigkeit, entschlossener Führungsstärke sowie trockenem Witz agierte und dafür zahlreiche Fans - auch mich übrigens - gewann, begegnet dem Zuschauer hier in einer gänzlich anderen Rolle.
Er verkörpert Axel Springer auf faszinierende Weise. Einerseits zeigt er die Gefährlichkeit eines machtbesessenen Mannes, der um jeden Preis Karriere machen will und dafür alles zu tun bereit ist - ohne sich um die Legalität oder um die Interessen anderer Menschen auch nur im geringsten zu kümmern. Eiseskälte vermittelt sich dem Zuschauer, wenn er mit verkniffenem Mund und haßerfülltem Blick sein zynisches Weltbild offenlegt. Dann wieder entfaltet er mit strahlendem Lächeln einen schier unwiderstehlichen Charme, um Menschen, die seinem Aufstieg dienlich sein können, für sich einzunehmen.
Jago und Richard III. hätten ihre helle Freude an diesem Mann.
Andererseits läßt Horst Drinda den von ihm gespielten Verleger auch immer wieder als Karikatur erscheinen.
Bei Rückschlägen verkriecht sich sein manisch-depressiv und paranoid anmutender Springer ins Bett, betäubt sich mit Alkohol und muß von seinen Getreuen mit einer Wasserdusche oder Aufputschmitteln wieder aktiviert werden.
Wie ein verwöhntes Kind, das alles haben möchte und von allen geliebt werden will, buhlt er zum Zuneigung und Einfluß und reagiert sogar mit Wutausbrüchen und Tränen, wenn er nicht bekommt, was er will.
In kleinen Momenten macht Horst Drinda aus dem scheinbar allmächtigen Mann eine alberne Figur, etwa wenn er beim allzu scharfen Galopp aus dem Sattel seines Pferdes fällt, wenn er in angetrunkenem Zustand vom Ableben seines Vaters erfährt, muß er sich am Mobiliar abstützen und eine für eine Nacht in einer Kneipe geschlossene Mädchenbekanntschaft nimmt ein unbefriedigendes Ende.
Neben Horst Drinda glänzt vor allem der gegen sein sonst übliches Rollenklischee besetzte Otto Mellies, der den Industriellensohn Horst-Herbert Alsen spielt. Liebevoll nennt er Springer “mein Cäsar” und unterstützt ihn entscheidend bei dessen Aufstieg.
Dass die beiden von ihnen verkörperten Charaktere eine sehr intensive Beziehung unterhalten, spielen Horst Drinda und Otto Mellies zwar subtil, aber dennoch mit unterschwelliger Sinnlichkeit. Die Karikatur entfaltet sich dann, wenn Alsen Springer bei ihrer ersten Begegnung verführen will, dieser sich jedoch wieder einmal bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hat und zeigt sich auch, wenn Alsen Springer zweimal seine jeweiligen Gattinnen aus finanziellen und machtpolitischen Interessen “abtritt”.
Ebenfalls bemerkenswert gegen seinen sonstigen Typ als Negativfigur besetzt, spielt Herwart Grosse einen Kommunisten, der Springer Paroli bieten will und Erik S. Klein liefert eine amüsante und barocke Interpretation von Strauß.
Doch auch die übrigen Darsteller tragen zum hohen Unterhaltungswert des Films bei.
Übrigens belegt das in der DVD-Box enthaltene Porträt über den Verleger, dass Springers Bemerkung “Es hat mich gewundert, dass sie für meine Rolle einen so gut aussehenden Schauspieler genommen haben.” noch untertrieben ist.
Horst Drinda ist bei weitem attraktiver als das Original.