#1

Krupp und Krause lassen grüßen ...

in Off Topic ... alles was sonst nicht reinpasst 07.04.2011 19:14
von DuV-Fanclub Gründungsmitglied | 1.076 Beiträge

Hier mal ein Zitat aus einem Disput den ich gerade bei www.gute-frage.de führe ... zum Thema ... wie flächendeckend war die Überwachung wirklich ...

User "Adalon" ... hier mal die wichtigsten Passagen:

... Ich bin 1928 geboren und war stellvertretender Direktor des VEB Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann in Magdeburg-Buckau (SKET), von 1953-1986. ...


Natürlich gab es auch "Wanzen" in Telefonen, Lampen, Radios, Fernsehern usw. - muß man auch nicht leugnen; das wissen auch viele Betroffene aus ihren Unterlagen. Auch Fotos, die Technik betreffend, sind vorhanden. Nur mal in die Ausstellung der Behörde gehen. Andererseits kam kaum jemand auf die Idee, dergleichen zu fotografieren (für "Bild"?). War jemand "verwanzt", war es meistens sowie fast zu spät. Der Beitrag des Stasimannes hier ist natürlich wieder das übliche Gerede, es hätte sich beim MfS um eine demokratische Einrichtung mit klugen, edlen Menschen gehandelt. Ein fieser Haufen von Schnüfflern, skrupellos, gewalttätig, verblendet, vielleicht ein wenig verführt von den SED-Bonzen. Sie sind die Verlierer des Kalten Krieges und äußern sich, wie Verlierer sich eben äußern: verharmlosend, prahlend, beleidigt oder haßerfüllt. Natürlich war die Überwachung total und "flächendeckend", denn alle gesellschaftlichen Organisationen, Funktionsträger, bis hin zum "Helfer der VP" und dem "Hausvertrauensmann" waren zur Mit- und Zuarbeit für das MfS verpflichtet. Denunziation war an der Tagesordnung - wenn sie gefordert wurde oder Vorteile brachte. Es war eben eine Diktatur, keine bürgerliche Demokratie. Richtig ist, hinsichtlich des Vergleichs mit der Zeit vor 1945, auch nach diesem Zusammenbruch heißt es oft: Wir sind es nicht gewesen, Honecker wars, die Stasi etc.! Wie immer war das Volk der Mitläufer ohne jegliche Schuld.


Nun, als stellvertretender Direktor habe ich von den 33 Jahren 28 aus Überzeugung und mit großem Engagement - übrigens gottseidank stets unentdeckt- eine recht intensive "Wirtschaftspionage" (aktenweise Projektpläne der Forschungsabteilung bei den vielen Dienstreisen/Messen nach Dortmund mitgenommen) betrieben, wie man in der DDR sagen würde, gäbe es sie noch. Für die Firma Krupp arbeitete ichaus ideologischen und pekunären Gründen - das Werk in Magdeburg gehörte ihr ja einst (Krupp-Gruson) und jetzt den Rechtsnachfolgern - und habe dafür ein beträchtliches Sümmchen im Westen ansammeln können, das noch lange, auch für meine Enkel reichen wird.

In höheren Positionen (ich kannte viele Künstler, Ingenieure, Meister, Arbeiter, führende Wissenschaftler unseres Kombinats, auch viele Ärzte) war es nicht zwingend, in die Partei einzutreten. Deshalb blieb ich ja auch ewig einer der stellvertretenden Direktoren des Kombinats. Hatte auch keinen weiteren Ehrgeiz auf eine höhere Karriere,wäre auch gefährlich gewesen. In der zweiten Reihe bleibt man unauffällig.

Nach dem Zusammenbruch durfte ich die Umwandlung des Kombinates in ein marktwitschaftlich rentables Unternehmen begleitend führen. Auch das war in jeder Hinsicht lohnenswert (Treuhandhonorar: 1,2 Mio DM).

Sie unterstellen mir "Haß". Nein, keinesfalls: Verachtung! Es war ein so dummer, unfähiger Staat, der leider nicht wirtschaften und die meisten Menschen für billigen Lohn (meine damit nicht mich) vor seinen Karren spannen konnte. Das sind die wirklichen Opfer.

Die ehemaligen Führungskader aus Politik und Wirtschaft der DDR - ich kenne viele, so sie noch leben, wir trinken oft einen Wein auf ihren großzügigen Datschen an den Seen zusammen und plaudern über alte Zeiten - sind alle gut untergekommen, haben satte Renten, wie auch ich, große Grundstücke und Autos, sind privatversichert und leben lange bestens. Naja, sie wählen PDS-Linke, aus alter Anhänglichkeit, aber eigentlich waren sie schon immer Groß-Bürgerliche, geben das auch zu. Auch Gysi, dessen Vater Gregor ich vom Kulturbund her gut kannte, lebt nicht gerade so, wie man sich das bei einem Kommunisten vorstellt. Man sieht sich gelegentlich im Adlon, nach einem Empfang in der Deutschen Bank vis á vis.

So ist das eben immer wieder, letztlich ändert sich für bestimmte Leute nie etwas, egal, welches System herrscht! Lassen Sie sich das von einem alten Mann sagen.

Der User ist immer der Dumme, nicht Mr. Gates, würde man heute sagen.

Zitat Ende ...

Was sagt man denn dazu? Ich bin fassungslos!

Gruß Marco!


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#2

RE: Krupp und Krause lassen grüßen ...

in Off Topic ... alles was sonst nicht reinpasst 07.04.2011 23:49
von Hradec | 8 Beiträge

Meine Lebenserfahrung sagt mir: "Hier schrieb nicht der, der zu sein er vorgibt."

Und nicht nur, wegen Gregor/Klaus Gysi.


zuletzt bearbeitet 07.04.2011 23:53 | nach oben springen

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