Soeben erreicht uns folgendes Fax auf Anfrage ob 2010 ein Wolfgang-Held-Abend möglich sei:
Von: WOLFGANG HELD 9. Feb 2010 16:11 51 Seite 1 von 1
Von: „Wolfgang Held“
An: „DuV-Fanclub“
Gesendet: Dienstag, 9. Februar 2010 09:01
Betreff: Einladung
Sehr geehrter Herr Zeddel,
für Ihre freundliche Einladung zu einem Wolfgang-Held-Abend 2010 danke ich Ihnen sehr herzlich. Nachdem ich mich mit Ihrem Textband und der Homepage näher mit der Forschungsgruppe und ihren Zielen informiert habe, kann ich Ihnen nur gratulieren und weiter viel Erfolg bei allen Bemühungen wünschen. Umso mehr muss ich bedauern, meine Mitwirkung an dem genannten Vorhaben nicht ermöglichen zu können. Leider legt mir mein gesundheitliches Befinden, was selbst kürzere Reisen betrifft, enge Grenzen auf. Ich bitte Sie deshalb um Verständnis für meine Absage und wünsche Ihnen, der Forschungsgruppe wie dem Fanclub, weiter die verdiente, große öffentliche Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Held
Anlage: Buchempfehlung
Wolfgang Held „Lasst mich doch eine Taube sein"
BS-Verlag Rostock 2007, 227 S., 13,90 €, ISBN 978-3-¬86785-015-5
Man schreibt das Jahr 1943. Fast ganz Europa ist vom Schrecken des Zweiten Weltkrieges überzogen, auch Jugos¬lawien auf dem Balkan ist von der deutschen Wehrmacht besetzt, unterstützt von italienischen Truppen. Die jugosla¬wische Volksbefreiungsarmee unter dem Oberbefehl von Josip Broz Tito liefert jedoch den faschistischen Okkupanten einen erbitterten Widerstand.
Hier im östlichen Kroatien ist Hans Sulka mit seinem Krämerwagen unterwegs. Mit diesem Pferdekarren verkauft er Töpfe, Bürsten, Seidenstrümp¬fe, Stoffe und allen Plunder, den die Leute ringsum in den Dörfern der slawonischen Ber¬ge im Alltag brauchen. Der fahrende Händler und sogenannte „Volksdeutsche" ist gewis¬sermaßen ein moderner Nachfahre der berühmten Mutter Courage aus dem Dreißigjähri¬gen Krieg.
Hans Sulka hat zwei Kinder, doch rechte Freude hat er nicht an ihnen. Sein Sohn Josef dient als Dolmetscher in einer SS-Einheit, er ist Deutscher voller Stolz. Die Reichsbürger-urkunde ist ihm kostbarer als sein Gesellenbrief als Motorenschlosser. Seinem Vater, der ihn einst einen Haderlumpen und Naziknecht nannte, möchte er zeigen, was für ein Kerl, ein deutscher Kerl, er ist.
Hans Sulkas Tochter Slavia dagegen ist Sanitäterin in einer Partisanenabteilung der Volksbefreiungsarmee. Ihre Einheit führt überraschende Überfälle auf Nachschubkolon¬nen, Bahntransporte, Munition- und Vorratslager der Hitler-Wehrmacht durch. Das Parti¬sanengesetz lautet: angreifen, angreifen und nochmals angreifen.
Da die Partisanen von der Bevölkerung unterstützt werden, geht die SS mit aller Brutalität gegen die Dorfbewohner vor „Hundert Leute für jeden gefallenen deutschen Soldaten". Unter den Partisanen befindet sich auch eine deutsche Abteilung, die Ernst-Thälmann¬-Partisanen, die hier fernab der Heimat gegen die Faschisten, gegen die eigenen Lands¬leute kämpfen.
Im Mittelpunkt des Romans steht aber der Händler Hans Sulka und dessen familiärer Konflikt: der Sohn ein überzeugter Nazi-Anhäger und die Tochter ein „Flintenweib" der Partisanen - Vater Hans Sulka ist also nicht nur mit seinem Krämerwagen zwischen den Fronten unterwegs, die Front verläuft auch mitten durch seine Familie.
Am Schicksal des Hans Sulka erzählt Wolfgang Held mit großer Anteilnahme und einer dramatisch zugespitzten Handlung diese Kriegs- und zugleich Familiengeschichte, in die er umfangreiche Recherchen und Zeugenaussagen einfließen ließ. „Lasst mich doch eine Taube sein" erschien bereits 1986 im Militärverlag. Der Roman in seiner schonungslosen Offenheit fand jedoch wenig Resonanz, denn in der damaligen DDR schwieg man lieber über den antifaschistischen Kampf unter Tito und in der BRD waren deutsche Partisanen im Kampf gegen die Wehrmacht noch ein Tabuthema. Die Graf-Staufenberg-Würdigung war noch nicht geboren.
Vier Jahre nach der Erstveröffentlichung verfilmte die DEFA in einer Gemeinschaftsproduktion Jugoslawien/DDR den Roman nach einem Drehbuch des Autors. Aber auch der Film fand 1990 wenig Zuspruch - wer interessierte sich schon in der Wendezeit für deutsche Geschichte der jüngeren Vergangenheit?
Wollte Euch dieses Schreiben nicht vorenthalten ... Ihr seht aber wir sind städig bemüht das eine oder andere Hihglight zu organisieren.
Gruß Marco!